25.03.2014

Geschäftsbericht des Kreisbauernverbandes Fulda-Hünfeld für das Jahr 2013

Künzell: Joachim Rukwied (Mitte) neuer Präsident des Deutschen Bauernverbandes mit v.l. Dr. Beier, Landrat Woide, H. Röder u. HBV Präsident F. Schneider
Anläßlich der Jahreshauptversammlung des Kreisbauernverbandes verlas Dr. Hubert Beier den Geschäftsbericht für das 2013. Hierbei ging er  insbesondere  auf die Entwicklung des Verbandes, auf agrarpolitische Rahmenbedingungen, die Arbeit des Vorstandes sowie die Arbeit der Geschäftsstelle im abgelaufenen Geschäftsjahr 2013 ein.
 
              GESCHÄFTSBERICHT  2013

1.    Entwicklung des Verbandes
 
a)    Entwicklung des Mitgliederbestandes

    Kündigungen bzw. Streichungen/Verstorbene:                49               
    Neuzugänge:                                                              47
    Mitgliederbestand am 31.12.2013:                            2.363               
   
b)    Entwicklung des Flächenbestandes
    Kündigungen:                                                 527,81 ha
    Neuzugänge:                                                  298,86 ha
    Flächenbestand am 31.12.2013:                  56.583,70 ha                          

2. Agrarpolitische Rahmenbedingungen

Das Jahr 2013 begann mit einem langen Winter, der sich bis Ende März mit reichlich Schneefällen und kalten Temperaturen hinzog und in der Hochlagen der Rhön erst Anfang  April zurückwich. Hierdurch wurde der Vegetationsverlauf im Frühjahr stark verzögert. Auch der Sommer war relativ feucht und kühl, was im Ergebnis zu einer durchschnittlichen Ernte führte. Die relativ kühle Witterung über die Sommermonate führte allerdings bei den Maisbeständen zu deutlichen Ertragsminderungen sowohl bei der Quantität als auch bei der Qualität. Die Erntemengen lagen bei Mais um 30% - 50% unter dem Durchschnitt. Aufgrund der guten Ernteergebnisse weltweit bei Getreide schwankte der Preis für die verschiedenen Getreidearten um 18,00 € je Dezitonne.
Der Milchmarkt entwickelte sich in Deutschland im Jahr 2013 sehr dynamisch. Im Zuge der steigenden Milchauszahlungspreise stieg auch die Erzeugung an Milchmenge deutlich an. Die Entwicklungen waren vor allem vom Export getragen, so dass hierdurch der Milchpreis im wesentlichen stabilisiert worden ist. Der Strukturwandel in der Milcherzeugung geht allerdings unvermindert weiter.

Im Jahr 2013 wurden rund 5% weniger Milchviehbetriebe als im Vorjahr gezählt. Das Preishoch auf den Milchmärkten wird voraussichtlich auch im laufenden Jahr 2014 noch bestehen bleiben.

Die wirtschaftliche Lage der Schweinemäster war im Sommer relativ gut, vor allem durch die gesunkenen Futterkosten und die gestiegenen Erzeugerpreise, lag die Bruttomarsche in der Schweinemast bei fast 27,00 € je Tier. Das Blatt wendete sich jedoch im Herbst. Aufgrund zurückgegangener Schlachterlöse und leicht steigender Futterpreise sank die Bruttomarsche gegen Ende des Jahres deutlich. Dieser Negativtrend setzt sich auch Anfang 2014 noch deutlicher fort. In der Sauenhaltung konnten im Jahr 2013 die Erlöse nur knapp die Kosten decken, so dass sich die Ferkelerzeugung weiterhin im schwierigen Fahrwasser befindet.
Nachdem die Erzeugerpreise für Jungbullen zu Beginn des Jahres 2013 stark gefallen waren, zeichnete sich Mitte des Jahres  eine langsame Erholung ab. Ende des Jahres notierten Jungbullen auf relativ stabilem Niveau. Für Schlachtkühe liegen die Erzeugerpreise weit unter dem Vorjahresniveau, konnten sich aber bis Ende des Jahres auf im Schnitt 2,65 € je Kilogramm Schlachtgewicht erholen.

Das Jahr 2013 war ein Wahljahr. Sowohl in Hessen, als auch im Bund wurde gewählt. In Hessen wurde inzwischen eine schwarz-grüne Regierungskoalition gebildet und dem Landwirtschaftsministerium steht eine grüne Ministerin und eine grüne Staatsekretärin vor. Wir Landwirte müssen davon ausgehen, dass sich hierdurch die Richtlinien in der hessischen Agrarpolitik maßgeblich ändern. Bis zum jetzigen Zeitpunkt ist jedoch noch nicht abzuschätzen, welche Änderungen durch die Vorgaben der Agrarpolitik bis auf die Betriebe durchschlagen. Es wird notwendig sein, dass der Bauernverband in konstruktiven Gesprächen mit der Leitung des Ministeriums die Situation in den landwirtschaftlichen Betrieben darstellt und die Interessen der landwirtschaftlichen Familien gegenüber der Politik nachhaltig vertritt.

Im Bund haben wir wieder eine große Koalition zwischen CDU/CSU und SPD, wobei das Landwirtschaftsministerium unter der Leitung der CSU geführt wird. Diese Entwicklung kann grundsätzlich positiv beurteilt werden, da man davon ausgehen kann, dass ein CSU geführtes Ministerium die Interessen der Landwirtschaft weitestgehend berücksichtigen wird. Dies erwarten die Bäuerinnen und Bauern insbesondere beim Abschluss der aktuellen GAP-Verhandlungen in der EU. Hier werden die Weichen für die nächste Förderperiode bis 2020 gestellt. Bereits jetzt muss hier kritisiert werden, dass der bürokratische Aufwand im Rahmen der Agrar-Ausgleichszahlungen weiterhin steigen wird, weil die Agrarpolitik in diesem Bereich zunehmend Funktionen der Umverteilung sowie Funktionen des Naturschutzes und sonstigen Bereichen übernehmen soll. Unsererseits wird besonders kritisiert, dass die Rahmenbedingungen des Greenings immer noch nicht bekannt sind und sich die Entscheidungen hierzu wahrscheinlich bis zum Herbst 2014 hinziehen werden.

Auch im abgelaufenen Jahr wurde die Nutztierhaltung in den landwirtschaftlichen Betrieben wieder sehr kontrovers diskutiert. Immer wieder gab es pauschale Vorwürfe an die Landwirtschaft unter Verwendung von Begriffen wie „Massentierhaltung“ und „Agrarfabriken“. Diese Diskussion wird sehr emotional geführt, basiert oft auf Unkenntnis der nicht landwirtschaftlichen Bevölkerung und wird inzwischen auch im Landkreis Fulda an allen Enden und Ecken geführt. In diesem Zusammenhang muss auch die Aktion „Initiative Tierwohl“ des Deutschen Bauernverbandes gesehen werden. Sie berücksichtigt die gesellschaftliche Forderung nach mehr Tierwohl in der Nutztierhaltung und nimmt alle Akteure der Wertschöpfungskette „Lebensmittel“ in die Verantwortung. Diese Aktion bezieht sich zunächst schwerpunktmäßig auf den Bereich der Schweine- und Geflügelproduktion. Es wird in Zukunft immer wichtiger werden, die Verbraucher sachlich zu informieren und ihnen Einblicke in die landwirtschaftlichen Produktionsabläufe zu gewähren.

Auch für den Kreisbauernverband werden die Themen Tierschutz und landwirtschaftliche Tierhaltung im Jahr 2014 ein wichtiges Thema sein. Im Rahmen der Kreistierschau am 15. Juni 2014 aber auch durch andere Aktionen und Informationsveranstaltungen werden wir die nicht landwirtschaftliche Bevölkerung einladen, sich sachlich über landwirtschaftliche Tierhaltung zu informieren und sich ein eigenes Bild über die Herstellung von Lebensmitteln in der Landwirtschaft zu machen.

3. Aus der Arbeit des Vorstandes

Im Geschäftsjahr 2013 trat der Vorstand des Kreisbauernverbandes Fulda-Hünfeld zu drei Vorstandssitzungen zusammen. Der geschäftsführende Vorstand tagte zweimal. Der Vorstand befasste sich bei seiner Arbeit schwerpunktmäßig mit folgenden Themen:

*     Übernahme von 50% des Bauernhauses in Hünfeld nach Auflösung der Tierversicherung Rhön-Vogelsberg im Dezember 2013

*    Strompreisverhandlungen mit der RhönEnergie Fulda

*    Gespräche mit verschiedenen Bürgermeistern zu kommunalpolitischen Themen im Landkreis Fulda   

*     Teilnahme an der Landwirtschaftlichen Woche Nordhessen

*    Verschiedene Gespräche mit Vertretern des Hessischen Bauernverbandes sowie mit Politikern zur neuen GAP-Förderperiode 2015-2020

*     Teilnahme an der HBV-Bezirksversammlung
   
*    Mehrfacher Infoaustausch mit dem RP-Kassel

*    Bezirksversammlung in Hünfeld-Nüst

*    Gemeinsame Ausrichtung des Agrarforums mit der Genossenschaftsbank Fulda in Margretenhaun

*    Besprechung mit dem Bundestagsabgeordneten Michael Brand wegen Fortschreibung
    des EEG

*    Gespräch mit Landtags- und Bundestagsabgeordneten im Wahlkampf 2013

*    Bauernhof als Klassenzimmer, Jubiläumsveranstaltung mit Ministerin Puttrich im Betrieb Hartmann, Wiesen

*    HBV-Erntegespräch auf dem Betrieb Vogt, Treischfeld

*    Teilnahme am parlamentarischen Abend in Wiesbaden

*    Landratsgespräch der Land- und Forstwirtschaft mit Landrat Bernd Woide und dem
        1. Kreisbeigeordneten Dr. Wingenfeld

*    Teilnahme an der Vertreterversammlung des Hessischen Bauernverbandes

*    Informationsveranstaltungen zum Thema Leitungsbau

Der Vorstand bestimmte außerdem die Finanz- und Personalentwicklung des Kreisbauernverbandes.
Der Vorsitzende, seine beiden Stellvertreter und alle Vorstandsmitglieder vertraten die Interessen des Kreisbauernverbandes in der Öffentlichkeit. Die Vorstandsmitglieder nahmen als Vertreter des Kreisbauernverbandes Fulda-Hünfeld e.V. an der Arbeit verschiedener Ausschüsse des Hessischen Bauernverbandes teil.

4. Aus der Arbeit der Geschäftsstellen

Die Geschäftsstelle des Kreisbauernverbandes in Petersberg sowie die Nebengeschäftsstelle in Hünfeld waren regelmäßig besetzt und standen den landwirtschaftlichen Betrieben der Region als Anlaufstellen zur Verfügung. Ziel war es auch im abgelaufenen Jahr, für alle Probleme, die in landwirtschaftlichen Betrieben und in den landwirtschaftlichen Familien entstehen, Lösungen anzubieten.
Die juristische Beratung erfolgte durch die Rechtsanwälte und Notare Hans Klüber, Künzell und Gerhard Schüler, Hünfeld. Darüber hinaus konnte auch die Unterstützung der LF Rechtsanwaltsgesellschaft mbH in Friedrichsdorf mit insgesamt sechs Rechtsanwälten des Hessischen Bauernverbandes bei speziellen Themengebieten in Anspruch genommen werden. Die steuerliche Beratung der Mitglieder wurde in bewährter Weise in enger Zusammenarbeit mit der LBH-Außenstelle Petersberg durchgeführt. Der Bereich der steuerlichen Beratung ist weiterhin ein Beratungsbereich mit deutlichem Wachstumspotenzial.

Im Bereich des Planungsrechts wurden im Jahr 2013 sowohl die K+S Soleleitung als auch die Gascade Gasleitung baulich umgesetzt. Der Bau der Soleleitung wurde abgeschlossen. Der Bau der Gasleitung wird erst im Laufe des Jahres 2014 abgeschlossen werden. Im Mittelpunkt standen insbesondere Fragen der Aufwuchsentschädigung während der Bauphase sowie die Regulierung von Folgeschäden durch den Bau der beiden Versorgungsleitungen. Ich verweise in diesem Zusammenhang auch auf die umfassenden Hinweise auf der Internetseite des Kreisbauernverbandes.

Mit Datum 1. November 2013 wurde die Internetseite des Kreisbauernverbandes online geschaltet. Über diese Internetseite informiert der Kreisbauernverband seine Mitglieder regelmäßig über wichtige Themen und Veranstaltungen. Außerdem ist der gesamte Veranstaltungsplan auf dieser Seite einzusehen.

Die Geschäftsstelle des Kreisbauernverbandes befasste sich darüber hinaus mit folgenden Schwerpunktthemen:

*    Durchführung des Berufswettbewerbs der Hessischen Landjugend in der Berufsschule
    sowie der Fachschule

*    Mitarbeit im Naturschutzbeirat des Landkreises Fulda

*    Mitarbeit bei der Durchführung des Agrarkulturtages auf dem Antoniushof in Haimbach

*    Teilnahme an verschiedenen Grundsatzterminen zu landwirtschaftlichen Baumaßnahmen

*    Organisation von Wirtschaftswegekonzepten in verschiedenen Gemeinden des Landkreises (Hünfeld, Ebersburg, Hofbieber)
*    Mitarbeit im Beirat des Biosphärenreservats Rhön

*    Mitarbeit in der wissenschaftlichen Fachkommission Rhön

*    Gespräch mit Vertretern der Wirtschaftsbank über Agrarförderung

*    Grünlandgespräch mit Vertretern des Hessischen Landwirtschaftsministeriums

*    Baumaßnahmenbegleitung der K+S Soleleitung und der Gascade Gasleitung

*    Beratung bei dem Abschluss von Windkraft-Verträgen

*    Gespräche mit der Betriebsleitung der Biotan-Anlage am Finkenberg

*    Artenschutzgespräch mit dem Fachdienst Natur- und Landschaft

*    Verschiedene Gespräche zur Weiterführung des Projektes „Rhöner Käse“

*    Mitarbeit im Vorstand des VNLR und der ARGE Rhön

*    Entwicklung von Vorranggebieten für Windkraft im Landkreis Fulda

*    Teilnahme an der LSV-Verwaltungsstellentagung in Darmstadt

*    Unterstützung der Landseniorenarbeit im Landkreis Fulda

Im Anschluss an die Vertreterversammlung des Kreisbauernverbandes sprach der Präsident des Deutschen Bauernverbandes Joachim Rukwied zur aktuellen Agrarpolitik.
Er betonte, dass er global gesehen eine positive Entwicklung der Nachfrage nach Lebensmitteln erkenne.
Bei wachsender Weltbevölkerung sei somit die Nachfrage für landwirtschaftliche Produkte langfristig gesichert. Wichtig sei aber auch die gesellschaftliche Akzeptanz für die Landwirte. Maßgelblich sei hierfür die Erhaltung einer intakten Landschaft und aktiver Naturschutz durch die landwirtschaftlichen Betriebe nach dem Prinzip „Schützen durch Nutzen“.

Die Landwirtschaft in der Bundesrepublik Deutschland sichere rund 700.000 Arbeitsplätze direkt und in der Gesamtkette der Lebensmittelproduktion rund 4,5 Mio. Arbeitsplätze.
Die Reform der gemeinsamen Agrarpolitik in der EU werde zurzeit vom Deutschen Bauernverband intensiv begleitet. Das derzeitige Ergebnis sei insgesamt positiv zu bewerten. Es müsse aber in verschiedenen Bereichen, so z.B. bei der Definition des „Greening“ noch nachjustiert werden.

Die anstehende Novellierung der Düngeverordnung wurde durch Präsident Rukwied scharf kritisiert, da eine pauschale Obergrenze für die Stickstoffdüngung und eine pauschale Eingrenzung der Ausbringungszeiten für Gülle völlig praxisfremd sei und auch an den fundierten wissenschaftlichen Erkenntnissen über die Versorgung der Pflanzen mit Nährstoffen vorbeigehe.

Auch im Bereich der Pflanzenschutzverordnung sei die Politik zurzeit damit befasst, eine starke Einengung der Wirkstoffe bei Pflanzenschutzmitteln in Erwägung zu ziehen. Der Deutsche Bauernverband stehe hier in intensiven Gesprächen mit der EU, um zu praktikablen Lösungen zu kommen, die auch seitens der Landwirtschaft tragbar sind.

Der Berufsstand trage die Energiewende der Bundesregierung mit, dies falle ihm aber nicht immer leicht. Ausgleichsmaßnahmen, die landwirtschaftliche Flächen beanspruchen, könnten in Zusammenhang mit der Umsetzung der Energiewende, etwa beim Stromtrassenbau, nicht akzeptiert werden. Vielmehr sei es notwendig, eine Neuregelung des naturschutzrechtlichen Ausgleiches herbeizuführen.

Da die Absatzmärkte für Lebensmittel im Bereich der Bundesrepublik und der EU zukünftig eher stagnierend oder rückläufig sind, sei es um so wichtiger, über das zuständige Landwirtschaftsministerium die Exportförderung zu verstärken. Absatzmärkte in Drittländern seien deutlich entwicklungsfähiger als die Inlandsmärkte.

Scharf kritisierte er die Vorgehensweise der Discounter im Lebensmittelbereich: „Noch mehr Tierwohl bei Dumpingpreisen für Fleisch geht nicht! Das passt nicht zusammen!“

Zusammenfassend schloss er seinen Vortrag mit der Feststellung „Landwirtschaft hat Zukunft“. Die Landwirte seien motiviert, qualitativ hochwertige Lebensmittel zu erzeugen. Auch die junge Generation auf den landwirtschaftlichen Betrieben sei hoch motiviert, die Betriebe weiter zu entwickeln und weiterzuführen.

Präsident des Deutschen Bauernverbandes, Herr Joachim Rukwied


(von li.) H. Röder, Vorsitzender KBV, Dr. Beier, Geschäftsführer, J. Rukwied-Präsident DBV und F. Schneider-Präsident HBV


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Dr. Hubert Beier
- Geschäftsführer -