16.12.2019

Digitale Weidezaunüberwachung mit LoRaWAN

Die Digitalisierung kann in vieler Hinsicht den Arbeitsalltag einfacher machen. Auch in der Landwirtschaft. Was bislang noch fehlte, war eine zuverlässige automatische Weidezaunüberwachung für ländliche Gebiete mit schlechtem Mobilfunkempfang. Jetzt hat ein kreatives Team der RhönEnergie Fulda-Gruppe ein cleveres System entwickelt, das Abhilfe schafft. Bei einer Info-Veranstaltung gab es dafür von interessierten Mitgliedern des Kreisbauernverbands Fulda-Hünfeld viel Lob.   

Die tägliche Kontrolle der Weidezäune ist mit hohem Zeitaufwand verbunden. Sie muss aber sein, nicht zuletzt aus versicherungsrechtlichen Gründen. Seit langem wünschen sich viele Tierhalter eine einfache digitale Lösung, die ihnen abnimmt, den Zustand der Zäune jeden Tag vor Ort überprüfen zu müssen. Die von der RhönEnergie Fulda entwickelte App „Wendelin“ (benannt nach dem Schutzpatron der Landwirte) kommt da offenbar wie gerufen.

Moderne Technik gibt Sicherheit

Wie bemerkt ein Landwirt, dass mehrere Kilometer von seinem Hof entfernt ein Zaunabschnitt defekt ist und sich seine Rinder möglicherweise selbstständig machen? Die Antwort der RhönEnergie-Experten ist ebenso einfach wie effizient: Die Technik schlägt Alarm, mit Hilfe intelligenter Sensorik und einer App. Entscheidende Größe ist dabei der Spannungszustand. Solange der Elektrozaun unter Spannung steht, ist er intakt. Registriert der Sensor eine abfallende oder gar unterbrochene Spannung, ist die Batterie leer oder der Weidezaun defekt und die Tiere sind gefährdet. Das wird dem Landwirt mit Hilfe seiner App über das Smartphone gemeldet und er kann unverzüglich reagieren.

Eine solche App steht und fällt mit der Qualität des Funknetzes. Und gerade auf dem Land ist das Mobilfunknetz bekanntlich stellenweise lückenhaft (Stichwort: Funklöcher). Deshalb nutzt die Wendelin-App nicht das normale Mobilfunknetz, sondern arbeitet auf Basis von LoRaWAN. Hinter der noch wenig bekannten Abkürzung verbirgt sich eine Funktechnologie für Langwelle (Long Range Wide Area Network). Sie ermöglicht es, geringe Datendurchsätze von Sensoren, Zählern oder Messinstrumenten kostengünstig über große Reichweiten zu transportieren. So kommen die Signale auch in abgelegenen Gegenden mit hügeligem Gelände sicher an.

Großes Interesse der Landwirte

Zur gut besuchten ersten öffentlichen Präsentation des Wendelin-Systems hatte die RhönEnergie Fulda zusammen mit dem Kreisbauerverband Fulda-Hünfeld eingeladen. Die anwesenden Landwirte zeigten sich stark interessiert, weil sie schnell erkannten, dass diese technische Lösung sie im Alltag entlasten kann. Sebastian Schramm, der im Januar 2020 die Nachfolge des in den Ruhestand tretenden Geschäftsführers Dr. Hubert Beier übernehmen wird, formulierte das so: „Ich halte die Wendelin-App für eine gute Idee. Gerade in unserer Region gibt es noch sehr viele Nebenerwerbslandwirte, die einer anderen Berufstätigkeit nachgehen. Für sie ist es gut zu wissen, dass die App ihnen sofort meldet, wenn es mit einem Zaun Probleme gibt. Das ist ein beruhigendes Gefühl.“

„Als Energiedienstleister mit einem weitläufigen, ländlich geprägten Versorgungsgebiet arbeiten wir traditionell eng mit den heimischen Landwirten zusammen“, kommentiert Martin Heun, Sprecher der Geschäftsführung der RhönEnergie Fulda „Als wir den Bedarf für eine Service-App erkannten, die nicht auf das Mobilfunknetz angewiesen ist, haben sich unsere Experten herausgefordert gefühlt. Schließlich sind wir ein innovationsfreudiges Unternehmen.“ Mit der Wendelin-App und der Datenübertragung per LoRa-Funktechnologie habe man eine praxistaugliche Lösung gefunden, so Heun weiter. In enger Kooperation mit dem Kreisbauernverband wolle die RhönEnergie Fulda das Pilotprojekt zur Serienreife bringen.“

Pilotprojekt in der Testphase

Derzeit wird die Anwendung von mehreren Landwirten getestet, unter anderem von Matthias Elm, Nebenerwerbslandwirt im Raum Schlüchtern. „Meine ersten Erfahrungen sind sehr gut“, berichtet er. „Ich musste an meiner Zaunanlage lediglich einen Sender befestigen, der mit der App kommuniziert. Die Datenübertragung über das LoRaWAN-Netz klappt wunderbar. So kann man die auf dem Land häufig ungenügende Mobilfunkabdeckung austricksen.“

In den kommenden Monaten wird das System weiter verfeinert. Es soll in naher Zukunft Haltern von Rindern, Pferden, Schafen und Ziegen als bedarfsgerechte Paket-Lösung (Hardware, Software, Nutzungspauschale) angeboten werden.

Ermutigt durch das positive Feedback und viele konstruktive Anregungen von Praktikern aus der Region arbeiten die Experten der RhönEnergie Fulda bereits an weiteren Einsatzmöglichkeiten. Martin Heun: „Es muss nicht bei der Weidezaunüberwachung bleiben, noch viele andere Anwendungsmöglichkeiten sind denkbar. Man kann mit Sensoren genauso zuverlässig den Füllstand von Wasserfässern, Silos oder Futterbehältern überwachen. Ebenso ob Tore und Türen geöffnet oder geschlossen sind. Wir werden das testen.“ Die Wendelin-App hat Zukunftspotenzial.